Unser Abenteuer Rallye Fahrzeug Ludwig
Die Geschichte unseres Rallyeautos Mercedes W124 „Ludwig“

28. Februar 2021

In diesem Bericht möchten wir euch erzählen, wie sich unser Ludwig in den letzten Jahren zum perfekten Rallyeauto entwickelt hat. Nicht alle Umbauten unseres Rallyeautos waren von Anfang verbaut. Viele Fahrzeugteile haben wir mit der Zeit ersetzt.

Welches Auto soll es sein?

In unserem Artikel zu den Vorbereitungen einer Rallye haben wir die Punkte bereits angeführt, welche uns beim Kauf unseres Rallyeautos geholfen haben. Diese waren:

  • Budget bis 2500€ (max. Grenze laut Veranstalter)
  • Möglichkeit im Fahrzeug schlafen zu können
  • langstreckentauglich
  • gute Ersatzteilverfügbarkeit (auch im europäischen Ausland)

Da Chris ohnehin schon immer privat einen W124 haben wollte, war dieses Fahrzeug der heimliche Favorit. Letztendlich müssen wir fairerweise sagen, dass wir gar kein anderes Fahrzeug angeschaut haben. Unser „Ludwig“ stand nur ein Ort weiter, sodass die der ganze Fahrzeugkauf nach einer kurzen Probefahrt direkt erledigt war. Zu diesem Zeitpunkt war auch bereits klar, dass Chris das Fahrzeug nach erfolgreicher Rallye behalten würde.

Rallyeauto Ludwig
Der Mercedes W124 schien uns von Anfang ein sehr geeignetes Rallyeauto zu sein.

Der Mercedes W124

An dieser Stelle sei ein kurzer Einschub zum Mercedes W124 erlaubt. „W124“ ist die interne Typenbezeichnung von Mercedes für dieses Fahrzeug. Insgesamt wurde dieses Fahrzeug von 1984 – 1997 gebaut, wobei is den letzten 3 Jahren offiziell als „E-Klasse“ bezeichnet wurde.

Sehr beliebt war dieses Baureihe auch bei Taxiunternehmen, da die Dieselmotoren als unverwüstlich galten und bei entsprechender Wartung die 1 Millionen Kilometer erreichen können. Klingt perfekt um daraus ein Rallyfahrzeug zu machen, welches einfach nur fahren muss.

Unser „Ludwig“

Unser Ludwig hat im jahr 1993 das Licht der Welt erblickt und seitdem schon einiges erlerbt. Zum Zeitpunkt des Kaufs hatte er ca 330 000km auf dem Tacho. Er wurde seither nur „benutzt“ und hat selten größere Zuneigung erfahren. Zwar hat uns der Vorbesitzer einen kompletten Ordner an Unterlagen und Originalrechnungen mitgegeben. Dabei handelte es sich aber ausschließlich um notwendige Reperaturen.

Um die für unseren Landkreis notwendige grüne Umweltplakette zu erhalten, hatte der Vorbesitzer einen Partikelfilter nachrüsten lassen. Zwar sah das Fahrzeug beim Kauf nicht sonderlich schön aus, aber es erfüllte seinen Zweck und fuhr. Genau das, was ein Auto machen soll. Für exakt 2500€ kauften wir unser Rallyauto.

Ansonsten generiert unser Ludwig wahnsinninge 92PS aus einem 2,5l Dieselmotor, weshalb seine Fahrzeugbezeichnung auch „250TD“ lautet. Damit überholt einen zwar jeder LKW auf der Autobahn, aber andererseits gibt es kaum Teile am Motor, die kaputt gehen können. Es handelt sich um einen reinen Saugdiesel.

Der große Vorteil beim W124 ist, dass sich die hinteren Sitzflächen herausnehmen lassen und beim Umklappen der Rückenlehnen so eine ebene Fläche entsteht, welche nahezu 2m beträgt. Die Überlegung war, eine Zwischenebene einzuziehen, sodass wir „oben“ schlafen konnten und „unten“ unsere Utensilien platz finden würden. Leider war damals nicht klar, dass wir dies alles mal aufschreiben würde, weshalb es von der Einpassung eines Lattenrosts in den Kofferraum keine Bilder gibt.

Einen 140cm breiten Lattenrost sägten wir auf 118cm zu Recht und stellten ihn auf Füße, die genau so hoch waren, dass handelsübliche Plastikkisten aus dem Baumarkt darunter Platz finden. Anschließend wird die Konstruktion mit Spanngurten im Auto verzurrt. Oben aufgelegt wird anschließend eine alte Klappmatratze und fertig ist das Bett im Auto.

Anschließend war Ludwig für ein paar Tage bei Autoteile Wolf in Stuttgart zu Gast. Dort wurde eine der Umlenkrollen von Ludwig getauscht, da diese über die Jahre ausgeleihert war und der Keilriemen herunterzuspringen drohte.

Ohne weitere Vorkehrungen starteten wir so in unsere erste Rally, dem Baltic Sea Circle.

Die ersten Erkenntnisse

Bereits während der ersten Rally wurde uns bewusst, was wir im Falle einer erneuten Rallyteilnahme defintiv verbessern mussten: die Musikanlage. Während einer derartigen Tour ist das Radio ein lebenswichtiger Begleiter. Umso schlimmer, wenn es keinen vernünftigen Sound ausgibt.

Ansonsten überstand unser Ludwig die erste Rally ohne nennenswerte Vorkomnisse. Einzig mussten wir am Nordkap einen Liter Öl nachfüllen, was aber zum allgemeinen Verschleiss zu zählen ist.

Auch stellte sich unsere Bettkronstruktion im Kofferraum zwar als „coole Idee“ heraus und zieh viele Blicke anderer Teams auf sich, entpuppte sich aber als äußerst unpraktisch. Der Ein- und Ausstieg ist nur für sportliche Personen machbar und tatsächlich gab es während der gesamten Rally nur einmal die Notwendigkeit im Auto zu schlafen. Ansonsten bevorzugten wir das Zelt.

Ein neuer Tank muss her

Nach fast 10.000km um die Ostsee mussten wir erstmalig größere Arbeiten erledigen: der Tank war am Einfüllstutzen undicht geworden. Sobald der Tank über ein Viertel betankt wurde, bekann der Diesel einfach wieder auf die Straße zu laufen. Das waren defintiv keine guten Vorraussetzungen für eine weitere Rallye. Dabei waren die Vorbereitungen für die Knights Of The Island bereits angelaufen.

Aufgrund der Abwrackprämie vor vielen Jahren war es gar nicht so einfach an einen gebrauchten Dieseltank zu kommen, da diese inzwischen sehr selten geworden sind. Fündig sind wir bei einem Mercedes Ersatzteileverwerter geworden.

Tank Mercedes W124
Ein neuer Tank für unseren Ludwig

Für den Einbau konnten wir erneut auf die Hilfe von Autoteile Wolf in Stuttgart zurückgreifen. In diesem Zuge wurden außerdem die hinteren Bremsleitungen erneuert, da diese bereits durchgerostet waren und somit eine korrekte Funktionsweise nicht mehr gegeben war. Ein paar Tage vor der Rallye mussten wir außerdem den in Fahrtrichtung rechten Scheinwerfer tauschen, da sich Wasser innerhalb des Scheinwerfers gesammelt hatte.

Mercedes Scheinwerfer
Ludwig bekommt einen neuen Scheinwerfer

Nach einem Ölwechsel konnten wir anschließend mit unserem Rallyauto die Knights Of The Island antreten. Wir erwarteten keine großen Probleme, war unser Ludwig doch bereits rallyerprobt.

Ungefähr auf der Hälfte der Rally brach uns der vordere Stabihalter. Wir hörten zwar den Schlag in dem Moment des Bruchs und anschließend seltsame Geärusche, konnten das Geräusch aber lange Zeit nicht zuordnen. Erst mehrere Kilometer später war das Problem identifziert. Da eine Reperatur nicht möglich war, schraubten wir den Halter kurzerhand weg und fuhren so die Rally zu Ende. Zu Hause angekommen wurde das Teil direkt ersetzt.

Ein neuer Auspuff wird eingebaut

Die letzten Zentimeter des Auspuffrohres hatten sich mit der Zeit aufgelöst, wodurch die heißen Abgase nicht mehr in Richtung Straße gelenkt wurden, sondern sich unterhalb der Karosserie sammelten, wodurch diese auf Dauer sehr heiß wurde. Dies führte zwischenzeitlich sogar soweit, dass ein Ölkanister im Innenraum anfing zu schmilzen und mit dem Fahrzeugboden verklebte. Deshalb wurde es höchste Zeit den Auspuff zu ersetzen.

W124 Auspuff

Das erste Mal mit Ludwig zum TÜV

Gegen Ende 2018 lief dann der TÜV von Ludwig aus, was zu diesem Zeitpunkt nicht weiter dramatisch war, da unser Rallyauto ohnehin erstmal seinen wohlverdienten Winterschlaf antrat.

Ende März 2019 waren wir dann beim TÜV, welcher nach einem Blick auf die Wagenheberaufnahmen direkt abwunk. Eine der Wagenheberaufnahmen war derart durchgerostet, dass eine gesamte Faust darin Platz gefunden hat. Zwar sind wir nicht auf den Kopf gefallen, was Fahrzeugreperaturen angeht, aber es gibt gewisse Dinge von denen man lieber die Finger lässt. So auch in diesem Fall. Glücklicherweise fanden wir einen befreundeten Karosseriebauer, der uns in diesem Fall unterstütze und die Löcher fachmännisch versorgte. Die Wagenheberaufnahme war allerdings nicht der einzige Schwachpunkt und so tauschten wir noch beide vorderen Kotflügel.

Was hier so einfach klingt, zog sich in der Realität über mehrere Tage, da die Schrauben der Kotflügel inzwischen nicht mehr als solche zu erkennen waren. Stattdessen fanden wir einen einzigen Klumpen aus Rost vor. Hier war viel Kreativität und Geduld gefragt die entsprechenden Schrauben aus ihr angesammten Position zu lösen.

Anschließend klebten wir noch eine Scheinwerferscheibe neu ein, ersetzten den gerissenen Scheibenwischer, führten eine Unterbodenwäsche durch und ließen die Kraftstoffleitungen einmal entrosten und neu einfetten (vielen Dank an dieser Stelle an Autoteile Geiger in Leonberg). Und tatsächlich hatte sich die Mühe gelohnt, denn nach all diesen Anstrengungen hatte der TÜV nichts mehr an Ludwig auszusetzen und unser Rallyauto bekam den Segen des TÜV an der nächsten Rallye teilzunehmen.

Die dritte Rallye in Folge

… konnten wir erneut ohne größere Probleme absolvieren. 1 Tag vor Ende Rally brach erneut der Stabihalter, welchen wir erst ersetzt hatten. Die Qualität der Ersatzteile lässt offensichtlich auch zu wünschen übrig. Ansonsten hat sich unser Ludwig auch bei dieser Rally tapfer geschlagen und uns unbeschadet wieder nach Hause gebracht.

Allerdings ist das 4-Gang Automatikgetriebe nicht sehr empfehlenswert um damit Alpenpässe hoch und runter zu fahren. An vielen Stellen, insbesondere bergauf, war die Kombination aus Motor und Getriebe schwer damit beschäftigt uns an die Spitze des Passes zu bringen. Die flachen Ebenen Italiens oder Frankreichs sind dann schon eher sein bevorzugetes Terrain.

Alles in allem können wir den W124 aber jedem Abenteuerlustigen nur empfehlen. Der W124 ist wie dafür gemacht ein Rallyeauto zu sein. Das Auto ist jeder Hinsicht ein idealer Begleiter für eine Abenteuer Rally. Bei weiteren Fragen schreibt uns doch gerne eine Mail oder kontaktiert uns auf Instagram.

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