Es mag durchaus unterschiedliche Gründe geben, warum man den Scheinwerfer beim E36 umbauen möchte. Der häufigste Grund eines Umbaus ist sicherlich der Wunsch nach den sogenannten Angel Eyes. Aber auch die von Haus aus schlechte Ausleuchtung der Compact Scheinwerfer kann einen Umbau begünstigen. In unserem Fall lag der Grund aber wo ganz anders…
Umbau der Scheinwerfer aufgrund eines zu niedrigen Fahrzeugs
Ja, richtig. Wir haben bei unserer Hannelore die Scheinwerfer umgebaut, weil das Fahrzeug zu tief ist. Ihr fragt euch, wo da der Zusammenhang ist?
Nachdem wir an unserem E36 alle Umbauten durchgeführt haben, um unsere Hannelore als „Tracktool“ bezeichnen zu können, stand natürlich die Prüfung durch den TÜV auf dem Programm. Ohne diesen darf unser BMW natürlich nicht auf die Straße und somit können wir auch nicht an unseren geplanten Veranstaltungen der GLP teilnehmen. Der TÜV störte sich allerdings an insgesamt an 3 Punkten. Davon war einer, dass das Licht zu tief ist. Genau genommen liegt die Lichtaustrittskante unter den in der StVZO geforderten 50cm. Ehrlicherweise hatten wir davon bis zu diesem Zeitpunkt auch noch nichts gehört. Was die StVZO zu diesem Thema sagt, könnt ihr im folgenden Abschnitt nachlesen.
Die Vorschrift der StVZO
In §50 „Scheinwerfer für Fern- und Abblendlicht“ der StVZO steht folgendes:
(3) Scheinwerfer müssen einstellbar und so befestigt sein, dass sie sich nicht unbeabsichtigt verstellen können. Bei Scheinwerfern für Abblendlicht darf der niedrigste Punkt der Spiegelkante nicht unter 500 mm und der höchste Punkt der leuchtenden Fläche nicht höher als 1 200 mm über der Fahrbahn liegen.
Quelle: http://www.verkehrsportal.de
Der BMW E36 hat allerdings von Haus is bereits eine sehr tiefe Nase und somit liegt die Lichtaustrittskante serienmäßig nur knapp über diesen 50cm. Beim Vebrau eines Sportfahrwerks senkt sich natürlich die gesamte Karosserie ab und somit auch die Scheinwerfer. Nachmessen ergab, dass sich die Lichtaustrittskante in unserem Fall auf 46cm abgesenkt hatte.
Die Möglichkeiten
Es stellt sich also zwangsläufig die Frage, wie man trotz dieses Paragraphes an die heiß ersehnte TÜV Plakette kommt.
Die naheliegendste Variante ist natürlich das Fahrwerk wieder hochzuschrauben. Und zwar so weit, bis die 50cm erreicht sind. Dies führt allerdings dazu, dass die Tieferlegung hinfällig ist. Somit liegt der BMW nicht mehr sauber auf der Straße. Inwiefern sich das Fahrgefühl dadurch verändert, können wir nicht sagen, weil wir es nicht ausprobiert haben. Gut kann es mit Sicherheit nicht sein. Aber wie wäre es denn, das Fahrwerk für den TÜV hochzuschrauben und anschließend wieder abzusenken?
Wie bereits mehrfach erwähnt, haben wir in unserer Hannelore ein Bilstein B16 Gewindefahrwerk verbaut. Dieses ist natürlich in der Höhe verstellbar. Um die rettende Höhe von 50cm zu erreichen muss das Fahrwerk entsprechend 4cm hochgeschraubt werden. Das ist zwar grundsätzlich möglich, allerdings ist das Fahrzeug zu hoch. Im Gutachten des Fahrwerks ist eine minimale und eine maximale Höhe angegeben, in derer das Fahrzeug für den Straßenverkehr zugelassen ist. Natürlich muss das Fahrwerk für den Besuch beim TÜV innerhalb dieser Werte liegen. Um aber die 50cm der Lichtaustrittskante zu erreichen, müsste man das Fahrwerk so weit hochschrauben, dass es außerhalb des zugelassenen Wertebereichs liegen würde.
Nach einiger Recherche fanden wir heraus, dass es für den E36 unterschiedliche Scheinwerfer gibt.
- Für den Compact gab es nur ein Scheinwerfer mit HB4 (Abblendlicht) bzw HB3 (Fernlicht) Lampen
- Die restlichen E36 Modelle gab es entweder Scheinwerfer mit Reflektor (H7) oder Linse (H1)
Warum jetzt ausgerechnet der E36 Compact andere Scheinwerfer hat (und noch dazu welche, die eine sehr schlechte Ausleuchtung haben), weiß wohl nur BMW selber. Eine Theorie besagt, dass der Compact weitestgend auf dem Vorgängermodell (also dem E30) basiert und viel davon übernommen hat, unter anderem auch Teile des Kabelbaums. Egal.
Die unterschiedlichen Scheinwerfer des E36
Um die Unterschiede besser zu verstehen, schauen wir uns zunächst das folgende Bild an. Auf der linken Seite ist der Reflektorscheinwerfer zu sehen und auf der rechten Seite einer mit Linse.
An dieser Stelle kommt wieder die Lichtaustrittskante ins Spiel. Beim Gehäuse mit Reflektor steckt die Lampe in der Mitte des Reflektors. Dieser reflektiert das Licht anschließend nach außen. Der Reflektor erstreckt sich innerhalb des Gehäuses über die gesamte Höhe. Die Lichtaustrittskante liegt also quasi auf der Gehäusekante des Scheinwerfers. Bei der Linse wird das Licht dagegen gebündelt und sehr punktuell ausgegeben. Auf dem Bild ist sehr gut der Abstand zwischen Linsenunterkante (der tiefste Punkt, an dem das Licht austritt) und dem äußeren Gehäuse zu erkennen. Aha! Hier gewinnen wir also direkt 2-3cm!
Es gibt durchaus unterschiedliche Scheinwerfer, die hier für einen Umbau in Frage kommen. Entweder natürlich originale Scheinwerfer aus einem anderen E36, oder aus dem Zubehör. Beliebt sind hier natürlich welche mit den legendären Angel Eyes. Auch wir hatten zunächst geplant Angel Eyes zu verbauen. Hierzu muss man allerdings noch zwei wichtige Dinge wissen.
Unterschiedliche Gehäuse und Stecker
Bevor man mit dem Umbau beginnt, sind zwei Dinge wichtig zu wissen. Zum einen sind die Gehäuse der Hauptscheinwerfer in allen E36 untereinander austauschbar. Mechanisch passt jedes Gehäuse in jedes Fahrzeug. Unterschiede gibt es lediglich beim Blinker. Beispielsweise sind die Blinkergehäuse des Compacts etwas länger gezogen. Dies ist insbesondere zu beachten, wenn Scheinwerfer aus dem Zubehör zum Einsatz kommen, bei denen Fern- und Abblendlicht sowie der Blinker in einem Gehäuse sitzen. Zum anderen bestitzt der Compact einen anderen Stecker um die Leuchtmittel zu betreiben. Selbstverständlich lässt sich der Stecker umbauen und genau das erklären wir im folgenden Abschnitt.
Anpassen des Steckers zum Einbau in den Compact
Alle anderen Scheinwerfer des E36 außer die des Compacts besitzen einen runden Stecker, in dem 4 Kabel untergebracht sind: Masse, Ablendlicht, Fernlicht und Standlicht. Beim Compact sind diese Kabel grundsätzlich genauso vorhanden, jedoch hat jedes Leuchtmittel seinen eigenen Stecker. Dazu kommt natürlich noch der Stellmotor für die Leuchtweitenregelung, allerdings ist dieser Stecker bei allen Modellen identisch, sodass hier keine Anpassung notwendig ist. Auf jeden Fall wird aber für links und rechts jeweils ein Rundstecker* benötigt. Diese müssen allerdings nicht zwingend neu gekauft werden. Möglicherweise hilft auch ein Besuch des nächstgelegenen Schrottplatzes.
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten den Umbau vorzunehmen:
- ihr schneidet die originalen Stecker am Kabelbaum ab und lötet dort den Rundstrecker direkt ran. Vorteil: weniger Kabel im Fahrzeug und sieht sauberer aus. Nachteil: ihr müsst direkt am Fahrzeug arbeiten und der Kabelbaum ist anschließend „verbastelt“
- ihr baut euch einen Adapter von den Compactsteckern auf den Rundstecker. Vorteil: ihr könnt ganz entspannt in eurer Werkstatt löten und der originale Kabelbaum bleibt erhalten. Nachteil: zusätzliche Stecker im Kabelbaum und es fällt vermutlich auf
Für welche Variante ihr euch entscheidet, ist natürlich jedem selbst überlassen. Wir haben uns für die zweite Variante entschieden. Diese ist natürlich mit mehr Aufwand verbunden, allerdings lässt sich im Fall der Fälle der Umbau wieder rückgängig machen.
Bau eines Adapterkabels
Für den Bau eines Adapterkabels sind natürlich zunächst die entsprechenden Gegenstücke zu den Steckern notwendig. Die Stecker für das Ablend- und Fernlicht erhält man von den jeweiligen Leuchtmitteln.
Um an die reinen Stecker zu kommen habe ich das Gehäuse jeweils in der Mitte durchgesägt und anschließend mit einer Feile die Kontakt freigelegt. Im folgenden Bild sind die freigelegten Kontakte wunderbar zu erkennen.
Jetzt fehlt natürlich noch der Stecker für das Standlicht. Aber auch hier gibt es Abhilfe, denn der Stecker kommt im E36 an anderer Stelle nochmal vor: an der Hupe. Der Hupenstecker ist mit dem Stecker des Standlichts identisch. Bei eBay habe ich also zwei E36 Hupen gekauft (10€ 🙂 ). Hier muss der Stecker ähnlich bearbeitet werden un die Kontakte freigelegt werden. Anschließend kann alles zusammengelötet werden. Die Kabel sind wie folgt zu verbinden:
- Masse: braun
- Standlicht: grau / violett
- Ablendlicht: gelb / blau
- Fernlicht: weiß / blau
Die fertigen Adapter sind in folgendem Bild zu sehen. Bevor ich die Kabel an die Kontakte gelötet habe, habe ich diese zunächst in einer Schlaufe um den Stecker gelegt und mit einem Kabelbinder fixiert. Ich habe mir eingebildet, dass ich auf dem Kabel eine Zugentlastung bräuchte. Ob das wirklich notwendig ist werd ich vielleicht niemals erfahren.
Achtung:
Bitte verwendet im Fahrzeug ausschließlich für diesen Einsatzzweck zugelassene Kabel. Die Kabel im Fahrzeug bestehen im Inneren aus vielen kleinen dünnen Drähten statt einem starren Draht. Dadurch sind die deutlich flexibler und die Wahrscheinlichkeit, dass diese brechen, ist deutlich reduziert. Achtet beim Kauf auf die Bezeichnung „FLRY“. Passende Kabel könnt ihr zB bei Amazon * finden.
Damit die Kabel nicht so unfertig aussehen habe ich diese noch mit schwarzem Gewebeband* umwickelt und schließend im Fahrzeug verbaut.
Im Fahrzeug muss man nun tatsächlich zweimal hinschauen um zu erkennen, dass hier noch ein weiteres Kabel zwischen dem Kabelbaum des Fahrzeuges und den Scheinwerfern steckt.
Zu guter letzt solltet ihr natürlich noch einen Funktionstest durchführen um sicherzustellen, dass auch alle Lampen leuchten.
Update nach einem halben Jahr: bisher lassen sich keine Probleme mit dem Adapter feststellen. Auch nach mehreren Runden Nordschleife funktionieren die Lichter einwandfrei. Solltet ihr diesen Adapter nachbauen wollen, dann versucht auf Lötstellen zu verzichten und verwendet stattdessen sogenannte Wago Klemmen *. Das Problem mit Lötstellen ist, dass diese das Kabel an der Lötstelle sehr starr machen. Durch die Vibrationen im Fahrzeug können die Lötstellen brechen und damit die Verbindung unterbrechen. Mit genannten Klemmen kann dies nicht passieren.
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