European Mountain Summit
European Mountain Summit 2020

18. Oktober 2020

Durch die Absage der offiziellen Variante der European Mountain Summit 2020 mussten wir uns schnell was überlegen. Urlaub verschieben? Daheim bleiben? Von wegen, wir fahren einfach unsere eigene Tour! Und so starteten wir mit unseren eigenen Regeln und eigenen Tour unsere eigene Abenteuer Rally. Ein paar Gemeinsamkeiten mit dem Original blieben dann aber doch bestehen…

Keine European Mountain Summit 2020

Bis kurz vor dem Start sah es aus, als könnte zumindest die European Mountain Summit als bis zu diesem Zeitpunkt einzige Abenteuer Rally des Superlative Adventure Clubs stattfinden. Alle bisherigen Rallys waren der aktuellen Coronasituation zum Opfer gefallen. Doch mit dem erneuten Ausbruch des Virus in Südfrankreich wurde auch diese Rally 10 Tage vor ihrem eigentlichen Start abgesagt. Da der Zieleinlauf zu diesem Zeitpunkt in einem Gebiet lag, welches das Auswärtige Amt als Risikogebiet eingestuft hat, war die Entscheidung mehr als verständlich. Somit war die European Mountain Summit 2020 also abgesagt und wir standen vor der Frage, wie wir unseren bereits genommenen Urlaub nun verbringen sollten.

European Mountain Summit by 247racing

Tatsächlich brauchten wir nicht lange für die Entscheidung die Tour trotzdem zu fahren. Jedoch haben wir die Tour ein wenig abgeändert und auch die Regeln etwas großzügiger ausgelegt. Zwar haben wir genauso wie im großen Vorbild die Autobahnen weggelassen, auf GoogleMaps haben wir dann aber doch nicht verzichtet. Es ist dann doch viel entspannter zu wissen, wo man gerade fährt, wie lange man noch zum Ziel braucht und wo sich der nächste Supermarkt befindet um Proviant für den kommenden (Grill-)Abend zu besorgen.

Vom Superlative Adventure Club wurde ein Tag vor dem offiziellen Start der Rally noch ein Ersatzroadbook verschickt, welches noch ein paar interessante Routen parat hatte, die wir teilweise noch spontan in unsere Reiseplanung mit aufgenommen haben.

Da wir unsere eigene Route gefahren sind, können wir unsere Tour an dieser Stelle ohne schlechtes Gewissen veröffentlichen. Normalerweise ist dies nicht gerne gesehen, um Teams in den folgenden Jahren nicht komplett den Spaß zu verderben.

Die Vorbereitungen

Unsere Vorbereitungen hielten sich in diesem Jahr sehr in Grenzen. Zur Vorbereitung vergangene Rallys haben wir deutlich früher angefangen, uns auf die Tour vorzubereiten. Dazu zähl beispielsweise Equipment zu besorgen und uns zu überlegen, was wir möglicherweise alles vergessen haben. Für die diesjährige Tour haben dagegen nur wenige Tage gereicht. Hierfür kommt uns natürlich auf der einen Seite unsere Erfahrung aus vergangenen Rallys zu Gute, andererseits aber auch die Tatsache, dass viele benötigten Untensilien bereits vorhanden sind.

Unser Einsatzfahrzeug

Die ursprüngliche Planung bestand darin unseren BMW E30 für die Tour zu verwenden. An diesem hatten wir im Vorfeld auch schon einiges gerichtet und wieder in Ordnung gebracht. Jedoch hat uns der TÜV dann letztendlich einen Strich durch die Rechnung gemacht, sodass dieses Fahrzeug nicht zu Verfügung stand. Glücklicherweise hatten wir diesen Fall schon bedacht und bereits Vorbereitungen getroffen, um auch mit unserem Tracktool „Hannelore“, mit welchem wir normalerweise auf der Nordschleife unterwegs sind, auf Tour gehen zu können.

BMW E36 Nordschleife
Unsere Hannelore bei einem Ihrere EInsätze auf der Nordschleife

Zu unserem Fahrzeug ist zu sagen, dass es sicherlich nicht die beste Wahl ist damit auf Abenteuer Rally zu gehen. Verbaut ist in unserer „Hannelore“ ein Rennsportfahrwerk mit Tieferlegung. Außerdem Vollschalensitze mit Hosenträgerngurten. Komfortabel ist das definitiv nicht. Aber es macht unglaublich Spaß zu fahren. Der Umbaubericht des BMW ist übrigens >> hier << zu finden.

Der Start der Rally hätte am 5. September erfolgen sollen. An diesem Tag fand aber auf der Nordschleife ein weiterer Lauf zur GLP statt. Wir entschieden also unsere eigene European Mountain Summit mit einem GLP Lauf auf der Nordschleife zu beginnen. Direkt im Anschluss fuhren wir mit unserer Hannelore wieder heim und bauten diese kurzerhand zum Abenteuer Rally Fahrzeug um. Durch das zusätzliche Gepäck im Kofferraum wurde unsere ohnehin schon tiefergelegte Hannelore noch tiefer, was uns im weiteren Verlauf der Rally noch zum Verhängnis werden sollte.

Die Packliste

Im Nachhinein ist fraglich, ob wir überhaupt jemals eine Packliste hatten. Alles, was in greifbarer Nähe war, wurde kurzerhand eingepackt und irgendwie in Hannelore verstaut:

  • Klamotten
  • Campingkocher
  • Werkzeugkoffer
  • aufklappbarer Campingtisch
  • Schlafsack

  • Soundboks
  • Grill
  • Campingstühle
  • SUP

  • Kühlbox
  • Campinggeschirr
  • Zelt
  • Luma

Die Liste sieht mehr als übersichtlich aus, aber viel mehr hatten wir tatsächlich auch nicht dabei. Schließlich hatten wir auch nur einen Tag Zeit zur Vorbereitung. Und, so viel können wir bereits vorwegnehmen, wir haben nichts grundlegendes vergessen.

Die Route

Der ursprüngliche Plan sah vor, die European Mountain Summit bis Südfrankreich zu fahren. Von dort wollten wir dann unsere eigene Tour starten und all das, was wir letztes Jahr gar nicht oder nicht ausreichend genug besichtigen konnten, mit mehr Zeit nachzuholen. Insbesondere Andorra hatte es uns angetan und auch in Südfrankreich gab es den ein oder anderen Ort, den wir gerne nochmal gesehen hätten.

Bis zu unserer Abreise wollten wir größtenteils den Verlauf der European5000 (die verlängerte Variante der European Mountain Summit) nachfahren. Bereits am zweiten Tag unserer Tour wurde allerdings komplett Südfrankreich als Risikogebiet eingestuft, sodass fast unser gesamte Plan hinfällig wurde. Ab diesem Zeitpunkt haben wir nur noch tageweise geplant und jeweils am Abend vorher geschaut, wo wir am nächsten Tag hinfahren. Diese Taktik ist im Endeffekt super aufgegangen und letztendlich hat diese Spontanität die gesamte Tour viel entspannter gemacht.

Unsere eigene Abenteuer Rally

Wie bei der European Mountain Summit üblich, findet der Start am Schloss Maxlrain südlich von München statt. Auch wir sind von diesem Ort aus gestartet. Ebenfalls ist es bei der offiziellen Abenteuer Rallys des Superlative Adventure Clubs erlaubt am ersten Tag Autobahn zu fahren. Auch dieses Detail haben übernommen und sind auf direktem Weg bis nach Österreich gefahren.

Tag 1

Den ersten Tag hatten wir tatsächlich bereits von Anfang an so geplant. Beim Blick in das Mini Roadbook des Superlative Adventure Clubs mussten wir feststellen, dass dort genau die gleiche Route angegeben war (ob der S.A.C. noch Unterstützung braucht?).

Es ging vom Schloss Maxlrain über Kufstein direkt nach Kitzbühel. Es sollte uns auf unserer Tour noch des Öfteren passieren, dass wir bei sommerlichen Temperaturen an Orte kommen, die die Meisten von uns nur vom Wintersport kennen. Tatsächlich sehen diese Orte im Sommer doch deutlich anders aus. Nach einem kurzen Stop an der Hahnenkammbahn ging es direkt weiter Richtung Zell am See. Hier startet nämlich die Großglockner Hochalpenstraße, welche als die bekanntste Passstraße Österreichs gilt. Von hier hat meinen einen herrlichen Blick auf den höchsten Berg Österreichs: der Großglockner.

Blick auf den Großglockner während der European Mountain Summit
Bei bestem Alpenwetter hatten wir einen grandiosen Blick auf den höchsten Berg Österreichs: der Großglockner

Bevor die Grenze zu Italien überquerten, entschlossen wir uns ganz spontan unsere Tour nicht auf der Hauptstraße, sondern auf der Pustertaler Höhenstraße fortzusetzen. Zwar ist die Straße an sich sehr schön gelegen und man hat einen hervorragenden Blick über das Tal. Jedoch war der Hang an manchen Stellen leicht abgerutscht, sodass die Straße eine starke Neigung aufwies und dadurch große Kanten in der Straße entstanden. Zu viel für unsere Hannelore. Es kam wie es kommen musste: wir blieben das erste Mal stecken. Nach vorne Fahren war keine Option, da die Gefahr bestand, den Auspuff abzureißen. Also blieb nur so vorsichtig wie möglich und unter sehr hässlichen Geräuschen zurückzusetzen. Ein Glück waren wir alleine auf der Straße.

Das anschließende Feierabendbier auf dem Campingplatz Olympia in Toblach in Südtirol hatten wir uns mehr als verdient. Diesen Campingplatz können wir definitv empfehlen. Insbesondere die Pizza im campingplatzeigenen Restaurant ist überragend.

Tag 2

Wir waren gerade erst Richtung Süden losgefahren, als wir die Fahrt auch schon wieder unterbrechen mussten. Der Dürrensee (oder auf italienisch Lago di Landro) hatte es uns angetan und wir mussten anhalten. Der See liegt wunderbar eingebettet in den Dolomiten. Bei ausreichend Zeit ist eine Umrundung zu Fuß sicherlich zu empfehlen, aber wenn man während einer Abenteuer Rally eines nicht hat, dann ist das Zeit. Und das obwohl wir eigentlich gar keinen Stress hatten, aber wir wollten schließlich auch noch wo ankommen.

Blick vom Ufer auf den Dürrensee
Der Dürrensee ist kleiner See direkt hinter der Grenze auf italienischer Seite

Es ging also direkt weiter nach Cortina d’Ampezzo. Dieser Ort war 1956 Austragungsort der olympischen Winterspiele, was man an vielen Stellen auch noch erkennen kann. Beispielsweise steht die 1955 erbaute Skisprungschanze immernoch hoch oben über der Stadt. Seit inzwischen 20 Jahren ist hier allerdings kein Skispringer mehr gesprungen. Genauso existiert noch die Bobbahn sowie das Eisstadion von damals.

Nach diesem Ausflug in die Olympiageschichte fuhren wir weiter und nahmen den Passo di Giau in Angriff, welcher an seinem höchsten Punkt einen fantastischen Blick über die Dolomiten offenbart. Wem die Blicke von hier nicht ausreichen, der kommt auf dem Passo Fedaia erneut auf seine Kosten. Leider hat es bei unsrer Überfahrt hier ein wenig geregnet. Wir konnten lediglich erkennen, dass an dieser Stelle im Winter Skifahrer statt Autos den Pass verwenden.

Die kommende Nacht verbrachten wir in einem kleinen Hotel nur wenige Meter außerhalb des Ortes Drau nördlich das Gardasees. Übrigens gibt es im Ort eine verhorragende Pizzeria.

Tag 3

Ähnlich unserer Tour am Tag 2 startete auch dieser Tag anders als geplant. Wir hatten spontan den Tip bekommen und den kleine Ort Arch genauer anzuschauen. Gesagt getan hielten wir also nach wenigen Kilometern wieder an. Praktischerweise gibt es am Rand der Inntenstadt einen kostenlosen Parkplatz. So schlenderten wir also ganz entspannt einmal durch die Innenstadt. Mit der hoch oberhalb des Örtchens trohnenden Burg entpuppte sich die Innenstadt tatsächlich als sehenswert.

Weiter ging es Richtung Westen zu unserem nächsten Ziel: dem Maniva Pass. Dieser Pass sollte uns noch vor große Herausforderungen stellen. Zunächst ging es jedoch recht entspannt auf einer mehr oder weniger asphaltierten Straße den Berg hinauf. Im weiteren Verlauf findet man sich irgendwann mitten im Skiegebiet wieder. Doch das war nicht das Ziel unserer Reise. Wir wussten, dass es in dieser Gegend einen sehr interessanten „Lost Place“* geben sollte: eine verlassene ACE-High-Station der NATO aus dem kalten Krieg.

ehemalige ACE High Station aus dem kalten Krieg
Unsere eigene Abenteuer Rally führte uns auch an dem ein oder anderen Lost Place* vorbei

Die Rückkehr von diesem Berg wurde für unsere Hannelore (und auch für uns) dann zu einem echten Abenteuer, denn die Straße war inzwischen nicht mehr asphaltiert und wies an einigen Stellen Spurrillen auf, die wir nicht einfach überfahren konnten. So mussten wir die ein oder andere Spurrille mit Steinen auffüllen, um Hannelore sicher auf die andere Seite zu bringen. Dementsprechend brauchten wir für die 7km lange Abfahrt knapp 2h. Daher schafften wir es an diesem Tag leider nicht an unser angedachtes Ziel und wir übernachteten am Fuße des Gaviapasses in Ponte di Legno.

Tag 4

Was bereits für den vorherigen Tag geplant war, stand nun als erstes auf unserer Liste: der Gavia Pass. Im Nachhinein war es eine sehr gute Entscheidung den Pass nicht noch im Dunkeln zu befahren, da er sich als ein echtes Highlight herausstellte. Bei der Auffahrt von Ponte di Legno ist die Straße meist nur einspurig zu befahren, was eine sehr vorrausschauende Fahrweise erfordert, denn manche Stellen sind derart eng, dass ein Aneindervorbeifahren zweier Autos nicht möglich ist. Und sollte mal gerade kein Auto entgegene kommen, ist der Pass gefüllt mit Radfahrern. Dafür lohnt der Blick, wenn man oben angekommen ist. Wir nahmen uns sogar die Zeit den kleinen Gipfelsee einmal zu umrunden.

Anschließend passierten wir Bormio und näherten uns zweifelsfrei einem der bekanntesten Pässe der italienischen Alpen: dem Stilfser Joch. Dieser Gebirgspass ist nach dem Col de l’Iseran (Frankreich) mit 2757 der zweithöchste asphaltierte Gebirgspass der Alpen. Diesen Pass sind wir letztes Jahr bei Nacht gefahren, sodass wir seine ganze Pracht erst bei dieser Tour erfahren konnten. Sowohl die Auffahrt von Bormio aus, als auch die Abfahrt, geben einen wahnsinnig guten Blick über die umliegenden Berge. Der Pass ist meistens sehr gut besucht. So auch bei unserer Ankunft. Der große Parkplatz neben der Gondelstation war nahezu komplett voll.

italienische Seite des Stilfser Jochs
Italienische Seite des Stilfser Jochs

Die kommende Nacht verbrachten wir auf einem kleinen aber feinen Campingplatz in Mals am Fuße des Reschenpass. Zuvor jedoch gönnten wir uns eine wahnsinnig leckere Pizza im Nachbarort.

Tag 5

Einen ebenfalls sehr bekannten Pass befuhren direkt am nächsten Morgen: der Reschenpass. Besonders bekannt ist hierbei der Kirchturm des Ortes Graun, welcher beim Fluten des Stausees im Wasser versank und heute das einzige Überbleibsel dieses Ortes ist. Direkt vor dem Turm befindet sich ein kostenpflichtiger Parkplatz. Zu unserem Glück war dessen Einfahrkante aber derart hoch, dass wir mit unserer Hannelore dort nicht hinfahren konnten. Auf der anderen Seite des Tunnels, welcher direkt vor dem Parkplatz endet, befindet sich nämlich ebenfalls ein Parkplatz, welcher für 2h kostenfreies Parken erlaubt. Zum Kirchturm sind es anschließend nur noch wenige Meter zu Fuß.

Wir setzen unsere Fahrt fort und überquerten die Grenze nach Österreich. Wir passierten den Ort Landeck und bogen anschließend auf die Silvretta Hochalpenstraße ab. Zweifelsfrei handelt es sich um eine der beliebtesten Gebirgsstraßen Österreichs, welche nur im Sommer geöffnet ist. Auf der einen Seite der Straße liegt der bekannte Skiort Ischgl, auf der anderen Seite das Skigebiet rund um das Montafon. Dazwischen liegt auf einer Höhe von 2032m der Silvretta Stausee. Von diesem Ort waren wir sehr beeindruckt, da es keine Rolle spielt, in welche Richtung man schaut. Es sieht immer gut aus.

Silvretta Stausee
Blick von der Staumauer auf den Silvretta Stausee

Unsere Fahrt führte uns in Richtung Feldkirch und fast wären wir auch schon wieder in Deutschland gewesen, doch bogen wir schlussendlich nach Liechtenstein ab. Das Ziel war klar: ein Campingplatz im sechstkleinsten Staat der Welt. Beide waren wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nie in diesem kleinen Fürstenturm gewesen. Es lässt sich nicht genau sagen, was wir eigentlich erwartet haben, aber letztendlich sieht Liechtenstein genauso aus wie Österreich oder die Schweiz.

An dieser Stelle sei uns ein wenig Werbung in eigener Sache erlaubt. Während wir in Liechtenstein auf dem Campingplatz saßen, haben wir einen Podcast aufgenommen, welcher inzwischen auf Spotify verfügbar ist.

Tag 6

Wir überquerten das erste Mal während unserer Tour die Grenze zur Schweiz und fuhren auf direktem Weg in den ebenfalls sehr bekannten Winterskiort Davos um von dort auf den Flüelapass zu starten. Allerdings dachten wir uns, dass eine extra Runde durch den Ort doch sicherlich auch seinen Reiz hat, da wir beide den Ort ebenfalls nur in winterlichen Verhältnissen kennen. Wie bei allen vorangegangenen Winterskiorten, die wir durchfahren sind, erkannten wir auch dieses Mal sämtliche Après Ski Bars wieder. Wären wir nicht derart abgelenkt gewesen, hätten wir die Polizeikontrolle möglicherweise bereits früher bemerkt. Doch es war zu spät. Da Hannelore nicht gerade ein unauffälliges Fahrzeug ist, war uns bereits klar was passieren würde.

So fanden wir uns kurzerhand in der erste schweizer Polizeikontrolle unseres Lebens wieder. Ein etwas seltsames Gefühl hatten wir schon, als der Polizist uns mit der Frage „Fahren Sie ein Rennen?“ begrüßte. Nachdem er unsere Papiere überprüft hatte kam der mit den Worten „Wissen Sie, was nicht in Ordnung ist?“ wieder und wir hatten schon die Befürchtung, dass unsere Tour hier enden würde. Allerdings nahm uns der Polizist unsere Antwort vorweg und beantwortete seine eigene Frage: „Nichts, es ist alles in Ordnung“. Einen derartigen Humor sollten alle Polizisten an den Tag legen. Aber so konnten wir unsere Fahrt entspannt fortsetzen.

Der Flüelapass erwies sich erneut als ein sehr sehenswerte Gebirgspass. Im Gegensatz zum Gaviapass ist der 2383m hohe Pass allerdings nicht so saftig grün, sondern deutlich felsiger. Auch hier befindet sich am höchsten Punkt ein kleiner Gebirgssee. Während wir dort eine kleine Pause einlegten, wurden wir mit einem kleinen spontanen Alphornkonzert belohnt. Leider konnten wir diesen Tönen nicht sonderlich lange lauschen, da wir noch einige Meter vor uns hatten. Wir wollten heute noch bis nach Italien weiter fahren.

Silsersee
kleine Auszeit am Silsersee

So führte uns unser Weg von Zernez bis nach St. Moritz und weiter entlang am Silvaplanersee und dem Silsersee, an welchem wir eine größere Pause einlegten. Wir fanden eine hervorragende Ausbuchtung am Rand der Straße um dort den Grill aufzubauen. Anschließend fuhren wir den Malojapass hinunter bis kurz vor Chiavenne auf italienischer Seite. Der Campingplatz Aquafreggia liegt direkt am Fuße von einem sehr schönen Wasserfall, welcher auch im Zelt noch deutlich hörbar ist.

Tag 7

Minuten nach unserer Abfahrt vom Campingplatz waren wir schon wieder auf dem Weg den nächsten Pass zu erklimmen. Diesmal lag der Splügenpass vor uns, auf dessen höchstem Punkt die Grenze zwischen Italien und der Schweiz liegt. Diesen Pass waren wir bereits im letzten Jahr mit Ludwig gefahren. Diese Pass zeichnet sich besonders durch seine teilweise sehr engen Kurven und Tunnel aus. Bei unserer Auffahrt hatten wir einen Kleintransporter vor uns, der in besonders engen Kurven zurücksetzen musste um überhaupt die Kurve zu bekommen.

Für größere Fahrzeuge oder sogar Wohnmobile ist dieser Pass von der italienischen Seite defintiv keine Empfehlung. Die Straße in Richtung Schweiz dagegen ist gut ausgebaut und auch für größere Fahrzeuge befahrbar. Allerdings nicht unbedingt für tiefergelegte Fahrzeuge. Auch wir mussten hier einmal aufgrund einer übergroßen Bodenwelle zurücksetzen.

Ein paar Meter weiter westlich schließt sich direkt ein ebenfalls sehr bekannter Pass in den schweizer Alpen an: der San Bernardino Pass. Die ebenfalls knapp über 2000m führende Pass ist verhältnismäßig wenig befahren, was vermutlich daran liegt, dass niemand freiwillig über den Berg fährt, sondern lieber den darunter liegenden Tunnel verwendet. Das hat aber auch seine guten Seiten: minutenlang kommt weder ein Auto noch ein Motorrad vorbei und man kann einfach nur dem Plätschern des Wasser lauschen. Aber auch hier konnten wir nicht ewig bleiben, da wir heute noch bis nach Como fahren wollten um dort zu übernachten.

San Bernadino Pass
Der See auf dem San Bernadino Pass

Zwischenzeitlich waren wir uns nicht sicher, ob wir unser Tagesziel jemals erreichen würde, denn der Verkehr in Lugano ist schlimmer als in Stuttgart. Die Städte sind zwar nur 30km auseinander, allerdings haben wir für diese Strecke weit über eine Stunde gebraucht. Auch an dieser Stelle ein kleiner Tip an Freunde tiefergelegter Autos: der Grenzübergang auf dieser Strecke (zumindest wenn man keine Autobahn fährt) ist nicht für derartige Gefährte gedacht. Hier musste Hannelore mal kurz ordentlich die Zähne zusammenbeißen.

Tag 8

Seit der großen Bodenwelle an der Grenze nach Italien waren wir uns nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee wäre im italienischen Hinterland umherzufahren. In der Alpenregion waren diese Speedbumps noch recht selten, doch die Dichte dieser nervigen Straßenblockaden nahm mekrlich zu.

Diesen Tag begannen wir mit der Fahrt zu einem weiteren Lost Place*. Dabei handelt es sich um ein verlassenes Bergdorf, was Anfang der 60er Jahre zum „Las Vegas“ von Italien aufstreben sollte. In seiner Anfangszeit funktionierte dies auch, jedoch wurde Jahre später die einzige Zufahrtsstraße durch einen Erdrutsch zerstört. Der Eigentümer der Stadt und die umliegende Städte konnten sich nicht einigen, wer die Kosten für eine Sanierung trägt und so war die ehemalige Partystadt dem Untergang geweiht.

ein verlassenes Dorf in Italien, welches ursprünglich zum Las Vegas Italiens aufsteigen sollte
Es sollte eins das Las Vegas Italiens werden. Heute ist es ein Lost Place*

Heutzutage sind die Gebäude an sich noch weitestgehend erhalten, auch wenn sie zum großen Teil mit Graffiti besprüht sieht. Interessant ist auch, dass auf diesem Gelände noch eine Kirche und ein Friedhof zu finden ist. Das erklärt sich dadurch, dass an dieser Stelle bereits früher eine Ortschaft lag. Jedoch wurden alle bis auf die genannten Gebäude abgerissen um neue Gebäude zu errichten.

Da uns dieser verlassene Ort nicht schon genug Lost Place war, fuhren wir auf direktem Weg an die legendäre Formel 1 Rennstrecke nach Monza. Was wir nicht wussten ist, dass die Rennstrecke Teil eines großen Parks ist, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. So kommt man sehr nah an die Strecke ran. Was aber auch viele nicht wissen: die Rennstrecke in Monza war ursprünglich ein Oval mit Steilwandkurven auf beiden Seiten. Diese Steilwandkurven stehen auch heute noch, werden jedoch nicht mehr für Formel 1 Rennen verwendet. Leider war es uns nicht möglich die Steilwandkurve von der Fahrbanseite zu betrachten.

Aber auch damit gaben wir uns noch nicht zufrieden. Auf unserem Plan stand noch der Besuch eines verlassenen Freizeitparks*, welcher Anfang der 60er Jahre gebaut und eröffnet wurde. Viel ließ leider nicht über den Park herausfinden. Angeblich wegen mangelnder Sicherheit und fehlender Hygiene wurde der Park nur Jahre später gerichtlich beschlagnahmt. Seitdem erobert sich die Natur die übrig gebliebenen Fahrgeschäfte zurück.

Tag 9

Eigentlich hatten wir geplant bis ans Meer zu fahren und dort mindestens einen Tag zu verbringen. Allerdings waren es bis dorthin immernoch knapp 200km, welche wir dann natürlich auch wieder hätten zurückfahren müssen. Also haben wir, auch um Hannelore ein wenig entgegenzukommen, beschlossen nicht bis ans Mittelmeer zu fahren und stattdessen einen Tag am Lago Maggiore zu verbringen.

Nachdem wir nämlich am Vortag in einem kleinen italienischen Örtchen den gesamten Innenstadtverkehr lahmgelegt hatten weil wir auf einem sehr großen Speedbump hängen geblieben sind, waren wir uns nicht mehr sicher, wie lange das noch gut gehen würde. Wir entschieden also das Glück nicht weiter hinauszufordern und begannen uns in Richtung Norden (=Heimat) zu begeben. Vorher fuhren wir allerdings noch in kleine italienische Stadt Ivrea nördlich von Turin. Hier steht nämlich mitten auf einer Wiese ein Kirchturm aus der Mitte des 11. Jahrhunderts. Das dazugehörige Dorf existiert seit der Umsiedlung der Einwohner nicht mehr. Lediglich der Turm blieb zurück.

Von dort aus fuhren wir an das südliche Ende das Lagio Maggiore auf einen Campingplatz direkt am Wasser. Auch hier gibt es eine zu empfehlende Pizzeria. Das Personal ist freundlich und der englischen Sprache mächtig, was die Kommunikation deutlich erleichtert.

Tag 10

Hier gibt es eigentlich gar nichts zu erzählen, da wir Hannelore an diesem Tag gar nicht bewegt haben und stattdessen einfach nur am Strand gechillt und mit dem SUP auf dem Wasser rumgepaddelt sind.

Tag 11

So schnell kann es tatsächlich manchmal gehen: der letzte Tag unserer persönlichen European Mountain Summit war angeprochen. Wie auch beim großen Vorbild entschieden wir uns dazu am letzten Tag die Autobahn zu verwenden, immerhin lagen über 500km vor uns. Mit einer Ausnahme: wir entschieden uns nicht den Gotthardtunnel zu fahren (es war ohnehin Stau), sondern über den Berg. Einen letzten Pass also auf dem Weg nach Hause. Da wir immernoch nicht genug von Pässen hatten, entschieden wir uns außerdem dafür die Tremoler Bergstraße zu nehmen statt die gut ausgebaute Gotthardstraße. Allerdings stellten wir erst vor Ort fest, dass es sich dabei um eine rein aus Pflasterstein bestehende Straße handelte, was für unsere Hannelore nicht der bervozugte Boden ist.

Gotthardpass
Der einzige Tag während unserer Tour mit schlechtem Wetter. Trotzdem ein schönes Ende unserer European Mountain Summit

Am höchsten Punkt wurden wir leider von sehr schlechtem Wetter und Regen empfangen, was unsere Beigeisterung über die Leistung, die Pflasterstraße unbeschadet überstanden zu haben, etwas trübte. Deshalb entschieden wir nicht noch mehr Zeit zu verlieren und uns auf den Weg Richtung Heimat zu machen. Gegen Nachmittag überquerten bei Singen den Grenzübergang nach Deutschland und freuten uns, endlich wieder deutsche Straßen unter den Rädern zu haben.

Die Tage danach

Inzwischen sind schon wieder einige Tage vergangen seit unserer Rückkehr. Während wir diesen Text hier verfassen fällt uns mal wieder auf, wie viel man doch in so kurzer Zeit erleben kann. Wenn wir könnten, würden wir sofort wieder losfahren. Um diesen Eintrag in der zeitlich korrekten Reihenfolge darzustellen, hatten wir parallel Google Maps offen und haben dort unsere Strecke nochmal nachgezogen. Dabei sind uns so viele kleine Details entlang unserer Route aufgefallen, so dass wir die gleiche Tour problemlos nochmal fahren könnten und dabei aber ganz andere Dinge entdecken.

Uns hat diese Tour wieder einmal gezeigt, dass es nicht immer der All Inclusive Urlaub am Strand sein muss. Stattdessen kann man auch genauso gut das Zelt ins Auto schmeißen und einfach losfahren.

Also, worauf wartest du?!

Wir versprechen dir, dass du großartige Momente erleben wirst, an die du dich noch lange erinnern wirst.

irgendein Morgen in den Alpen
Wer wacht nicht gerne auf und hat direkt nach dem Aufstehen solch eine Aussicht?

Ein großes Dankeschön…

… geht auf jeden Fall an unsere Hannelore. Nach den ganzen unliebsamen Kanten über die wir geschlittert sind, waren wir uns zwischenzeitlich nicht sicher, ob wir unseren E36 wieder in einem Stück bis nach Deutschland bringen würden. Glücklicherweise ist aber alles gut gegangen und Hannelore hat sich sehr tapfer geschlagen und uns fast überall hingebracht, wo wir hinwollten.

Auch möchten wir uns bei allen bedanken, welche unsere Tour über diverse soziale Medien verfolgt haben und uns sogar während wir bereits unterwegs waren noch Hinweise und Anregungen für sehenswerte Orte und leckere Pizzerien gegeben haben.

*Lost Place

Sinngemäß ist unter einem „Lost Place“ ein verlassener Ort zu verstehen. Meistens handelt es sich dabei um Bauwerke aus vergangenen Zeiten, die entweder aufgegeben wurden oder aus anderen Gründen sich selbst überlassen wurden. So oder so üben diese Orte eine ganz besondere Faszination aus. Um möglichen Vandalismus vorzubeugen und gleichzeitig diese moderne „Schatzsuche“ für andere Interessente nicht uninteressant zu machen, ist es in der Lost Place Community üblich, die exakten Koordinaten eines solchen Ortes nicht zu veröffentlichen. Selbstverständlich halten wir uns daran. Insbesondere bekannte Lost Places sind durch ein wenig Internetrecherche meist sehr einfach zu finde.

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